Geroa Eskola – Pedagogia Waldorf, Vitoria, Spanien
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Interview mit Ulrich M. Kleber, Unternehmens- und Schulberater, Geschäftsführer der Helmut von Kügelgen-Schule, mit der Waldorf School Windhoek:

W-Mail: Ulrich, Du berätst die Waldorfschule Windhoek schon seit 2001. Was ist für Dich das Besondere an dieser Schule in Namibia?
UMK:
Erst einmal möchte ich mich ganz freundschaftlich dafür bedanken, dass ich in diesen Jahren immer wieder um Rat für die Entwicklung einer namibischen Waldorfschule gefragt werde. Durch diese Fragen bekomme ich tiefe Einblicke in eure Kulturen und Geschichte. Ich bin mir aber auch bewusst, dass Namibia eine besondere Facette von Afrika und diese Waldorfschule eine Abbildung davon ist.

W-Mail: Warum hilfst du in Afrika und nicht in anderen Kontinenten?
UMK:
Zum Einen haben wir natürlich in unserer Schulzeit von Albert Schweizers Lambarene gehört. Zum Anderen haben wir 68er Willy Brandt’s Botschaft „Vergesst den Süden nicht…“ in unsere politischen Herzen graviert. Dann wollte ich nach meinem Ingenieursstudium in die Entwicklungshilfe, aber dann hat mich der Zivildienst zum Leben und Arbeiten mit behinderten Menschen geführt – also zuerst eine geheimnisvolle Reise zu den inneren Kontinenten des Menschseins und der erstmaligen Berührung mit Waldorfpädagogik und Anthroposophie.

W-Mail: Du warst insgesamt 22 Jahre Waldorfpädagoge und seitdem auch dort beratend tätig. Was sind für Dich allgemeingültige Kernaussagen zu dieser Pädagogik und der Anthroposophie – vielleicht auch über alle Kulturgrenzen hinweg?
UMK:
Ich kann heute für mich mit Erkenntnissicherheit sagen, dass beide Themen „Methoden“ sind und keine Lehren und keine Programme. Die Anthroposophie kann eine Forschungsmethode zum Denken sein und die Waldorfpädagogik eine künstlerische Methode, Wissenschaft, Kunst und Religion menschenentwicklungsgemäß zu vermitteln. Rudolf Steiner gab für diese und viele andere Themen sehr weisheitsvolle Sichtweisen und sehr wertvolle Empfehlungen, die die liebevolle Verantwortung zu einer selbst gewählten Aufgabe stärken können. Viele Waldorfschulen – vermutlich sogar weltweit – haben keine spirituelle Verortung mehr, aber es gibt hoffnungsvolle einzelne Persönlichkeiten, die geistige Substanzarbeit für solche Impulse leisten – auch hier in Namibia.

W-Mail: Was fällt Dir hier in Namibia besonders auf?
UMK:
Die Ambivalenz von afrikanischer Genügsamkeit und westlich-zivilisatorischer Unzufriedenheit mit ihrer Konsumsucht – egal welcher Hautfarbe – und auch die Dynamik zwischen spirituellen Wurzeln und Business Mainstream. Last, but not least besondere Gastfreundschaften, persönliche Freundschaften und einladende Landschaften, um wieder Seelenweite erfahren zu dürfen.

W-Mail: Und zur Geschichte des Landes?
UMK:
Für einen besonders leidvollen Teil der Geschichte der Völker in Namibia fühle ich mich zwar persönlich nicht schuldig, aber als Deutscher doch mitverantwortlich. Ich sehe meine Arbeit hier nicht politisch, aber doch menschlich auch unter dem Stern einer Wiedergutmachung – soweit es möglich und gewollt ist. Eine gemeinsame freie Zukunft der Menschen auf dieser Erde braucht keine Gewehre mehr, sondern liebevolles Handeln und Verständnis gegenüber anderem Wollen. Schmerz und Hass verbindet – Liebe löst auf, der für die ganze Welt vorbildliche Afrikaner und jetzt selige Nelson Mandela, lebte und wirkte in dieser großen Geste.

W-Mail: Ein Blick in die Zukunft?
UMK:
Gerne ein Zitat von der besonderen Persönlichkeit Vaclav Havel, tschechischer Schriftsteller, politischer Gefangener und dann Präsident: „Hoffnung ist nicht, dass etwas gut endet, sondern Hoffnung ist, dass es Sinn macht – egal wie es endet.“ – Euch und uns alles gute Sinnvolle!